Die fortschreitende Digitalisierung kann schon für Erwachsene teilweise eine große Herausforderung sein, mit ständig neuen Trends, Technologien und auch Gefahren. Für Eltern wird es sogar doppelt schwierig, müssen sie auch noch gleichzeitig ihren Kindern den richtigen Umgang mit der digitalen Welt beibringen. Damit das gelingt, haben wir einige Tipps, Hinweise und Webadressen gesammelt, die Eltern dabei unterstützen.
Die digitale Welt ist überall. Wir nutzen im Alltag ganz selbstverständlich die verschiedensten Medien mit einer Vielzahl von Geräten, ohne groß darüber nachzudenken. Was für Erwachsene Routine ist, müssen Kinder und Jugendliche jedoch erst noch beigebracht werden. Der richtige Umgang mit den Möglichkeiten der digitalen Welt – von Smartphone, Fernseher, Konsole bis zum Computer mit Internetanschluss – muss hier erst noch mühsam erlernt werden. Doch nicht nur die Kinder sehen sich ab einem bestimmten Alter einer Reizüberflutung an Möglichkeiten gegenüber, die von der digitalen Welt bereitgehalten werden – auch Eltern müssen sich mit der Thematik richtig auseinandersetzen, damit sie ihren Nachwuchs behutsam mit den modernen technischen Möglichkeiten vertraut machen können.
Selbstverständlich birgt dies viel Konfliktpotential. Es stellen sich nämlich viele Fragen, die Eltern mit ihren Kindern immer wieder neu verhandeln und ausdiskutieren müssen. Streitereien sind da oftmals leider vorprogrammiert. Da wäre zum Beispiel die Frage, ab wann Kinder einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer haben dürfen. Ab wann einen Computer mit Internetzugang? Und wieviel Zeit darf mein Kind überhaupt täglich vor einem Bildschirm verbringen?
Diese Fragen sind nur die Spitze des Eisbergs, verdeutlichen aber bereits die Komplexität des Themas. Zwar gibt es Unmengen an Beratungswebseiten und Studien zum richtigen Medienumgang von Kindern, doch ist es auch oft das direkte Umfeld des Kindes, das es den Eltern schwermachen kann, seine Erziehungslinie durchzuhalten. Denn wie reagiert man als Eltern, wenn man einen eigenen Fernseher mit 14 Jahren erlauben möchte, sämtliche Freundinnen und Freunde des eigenen Sprösslings jedoch bereits mit elf Jahren solange fernsehen, wie sie möchten? Denn dass das eigene Kind den Anschluss verliert und sich ausgegrenzt fühlt, dürfte vielen Eltern auch nicht gefallen. Daher ist es wichtig, sich mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen und über Möglichkeiten Bescheid zu wissen, wie ich meinem Kind beispielsweise einen Fernseher schon in jungen Jahren überlassen kann, der dann jedoch mit speziellen Schutzmechanismen ausgestattet ist.
Kinder sicher im Netz
Das Internet: Neben Wissen und Information bietet das World Wide Web Aktivitäten und Möglichkeiten in Hülle und Fülle. „Internet“ ist mittlerweile mehr der Obergriff für eine Welt, mit der sich jeder Mensch nach seiner Vorliebe beschäftigen kann. Diese Möglichkeiten können Kinder erst einmal regelrecht überfordern – vor allem weil man das Internet heutzutage nicht mehr nur noch über einen Computer, sondern auch über Smartphones oder auch Smart-TVs nutzen kann.
Daher ist eine behutsame Heranführung an die Thematik elementar. Zum diesjährigen Safer Internet Day am 5. Februar veröffentlichte der Verein Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN) mit IT-Sicherheitsexperten von Kaspersky Lab eine Checkliste, die sechs zentrale Tipps für Eltern verständlich zusammenfassen soll. Diese sechs Grundregeln sollen dabei helfen, die eigenen Kinder so gut wie möglich, auf einen selbstbestimmten Umgang mit dem Internet vorzubereiten – und sie vor allem vor Gefahren zu schützen. Sie lauten im Detail:
- Die eigene Vorbildfunktion ernst nehmen.
- Verhaltensregeln und Schutzmaßnahmen kennen und weitergeben.
- Altersgerechte Software/Inhalte nutzen.
- Eine vertrauensvolle Kommunikation etablieren.
- Das Internet als Lernraum erleben.
- Das Offline-Leben wertschätzen.
Denn wie der DsiN richtig feststellt, verfügen Kinder häufig noch nicht über die Fähigkeit, die unüberschaubare Anzahl an Informationen und Möglichkeiten im Netz richtig zu bewerten und einzuordnen. Die eigenen Eltern als erste Ansprechpartner, die eine ehrliche und fachkundige Informationsstelle für die Kinder darstellen sollten, sind daher enorm wichtig.
Beim Thema Videospiele und Filme ist es ebenfalls wichtig, dass Eltern sich mit der Materie beschäftigen, bevor sie ihre Kinder einfach entscheiden lassen, was diese spielen oder schauen wollen. Dabei hilft das Angebot der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die Videospiele und Filme in gewisse Alterskategorien einstufen und eine Orientierung bieten. Doch auch hier ist es wichtig, dass sich die Eltern aktiv mit den Angeboten auseinandersetzen und gemeinsam mit den Kindern die Inhalte kennenlernen und ihr Kind dabei beobachten. Denn selbst, wenn ein 7-jähriges Kind einen Film schaut, der ab 6 Jahren freigegeben ist, kann es trotzdem sein, dass es mit den Inhalten überfordert ist.
Heikles Thema: Die Bildschirmzeiten
Hat man sich mit den Kindern darauf geeinigt, dass Fernseher, Konsole, Computer oder Smartphone Einzug ins Kinderzimmer erhalten, entbrennt kurz darauf meistens eine andere wichtige Frage – nämlich die nach der Bildschirmzeit. Wie lange darf mein Kind Zeit vor dem Bildschirm verbringen? Diese Frage sorgt in vielen Familien für Diskussionen und Streit. Das Medienkompetenz-Portal „Internet-ABC“ (zu finden unter www.internet-abc.de) hat Eltern gefragt, ob sie die „Medienzeiten" ihrer Kinder festlegen. Die Ergebnisse dieser im Februar veröffentlichten Umfrage zeigen unter anderem, dass es in 66 Prozent der Familien feste Regeln gibt, wie lange Kinder Handy, Fernseher und Konsole täglich nutzen dürfen.
Rund jeder fünfte Befragte (21,1 Prozent) gibt an, genau darauf zu achten, dass die vereinbarten Zeiten für TV, Computer und Smartphone auch eingehalten werden. 44,9 Prozent der Eltern erklären, dass es bei ihnen Zuhause zu dem Thema klare Verabredungen gibt, Ausnahmen aber immer wieder zugelassen werden. Keine festen Regeln gelten bei rund einem Drittel der Eltern (31,6 Prozent). Der Großteil dieser Gruppe stimmt jedoch der Aussage zu „keine fixen Vereinbarungen" zu treffen, „aber wenn es zu viel wird, schreite ich ein" (11,9 Prozent). „Nein, bei uns gibt es keine zeitliche Regelung" geben 5,8 Prozent der Befragten an. 3,7 Prozent setzen bei dem Thema auf das Prinzip Selbstbestimmung. Hier gilt: „Das Kind regelt das schon für sich selbst."
Auch die Kommentare der Eltern zur Internet-ABC-Umfrage belegen, dass das Thema „Medienzeiten" in vielen Familien ein Thema mit hohem Konfliktpotenzial ist. Bei der Art und Weise, wie Eltern mit diesem „Streitthema" umgehen, gibt es allerdings eine große Bandbreite: Sie reicht über eine gewisse Ratlosigkeit und Frustration bei Eltern bis dahin, dass sie Diskussionen mit ihren Kindern über das Thema Medienzeit als positiv und wünschenswert betrachten. Mehrere Eltern geben an, es sei ihnen wichtig, dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen. Sie sind der Ansicht, strenge Verbote seien eher kontraproduktiv und verhinderten, dass Kinder einen souveränen Umgang mit Medien erlernten.
Konflikte zwischen Eltern und Kinder sind aus Elternperspektive aber eben auch normal. Wichtig dabei sei für Eltern, mit ihren Kindern im Austausch zu bleiben. Diesen Grundsatz unterstreicht auch der Kindermedienexperte Thomas Feibel. Strikte Verbote sollte es in nicht geben, dafür gemeinsam erstellte Regeln. Wichtig sei, dass gemeinsam vereinbarte Regelungen auch eingehalten werden – selbst wenn es hierbei immer wieder zu Machtkämpfen zwischen Eltern und Kinder kommen kann. „Wer eine halbe Stunde zusagt, muss auch das Ende einfordern und durchsetzen", sagt Thomas Feibel. „Dabei können Eltern Haltung zeigen, denn Kinder wollen Autorität, auch wenn sie das nicht zugeben würden."
Auch TechniSat legt bei der Entwicklung seiner digitalen Empfangsgeräte besonderen Wert auf die Umsetzung praktikabler und lebensnaher Jugendschutz-Funktionen. Denn um dem Anspruch gerecht zu werden, Technik für die ganze Familie zu produzieren, hat TechniSat die Funktion „TECHNIFAMILY“ entwickelt, die in vielen TechniSat Fernsehern und Receivern bereits integriert ist.
Mit TECHNIFAMILY lassen sich für Kinder Nutzerprofile mit individuellen Berechtigungen erstellen, sodass Eltern ihre Kinder vor nicht kindgerechten Inhalten schützen können. Für jedes Profil kann man persönliche Zugriffsmöglichkeiten und Beschränkungen wie z. B. für ausgewählte Programme, verfügbare Multimedia- und Netzwerkfunktionen oder tägliche Fernsehzeiten sowie eine maximale Nutzungsdauer definieren. Während Eltern auf alle Programme und Funktionen zugreifen können, sind im Kinderprofil nur ausgewählte Sender zugänglich. Ist die von den Eltern eingestellte Fernsehzeit für ihr Kind abgelaufen, so schaltet das Gerät automatisch zurück zur Profilauswahl.
Das sorgt nicht nur für weniger Diskussionen zwischen Eltern und Kind, sondern hilft Eltern auch dabei, die festgelegten Fernsehzeiten konsequent einzuhalten, ohne immer an das Ausschalten des TV-Geräts denken zu müssen. Denn Kinder verstehen es sehr gut sich ruhig und unauffällig zu verhalten, wenn gerade die Lieblingssendung läuft.
Eine Anleitung, wie ein solches Kinderzeitkonto eingerichtet werden kann, finden Sie hier.
Damit sich Eltern noch einmal in Ruhe mit den vielen verschiedenen hier angesprochenen Themengebieten auseinandersetzen können, sind hier noch einmal zwei wichtige Anlaufstellen im Netz aufgelistet:
Wichtige Anlaufstellen für Eltern:
www.schau-hin.info: Der Medienratgeber für Familien informiert Eltern und Erziehende über aktuelle Entwicklungen der Medienwelt und Wissenswertes zu den verschiedensten Medienthemen. „Schau hin!“ gibt Orientierung in der digitalen Medienwelt und bietet konkrete, alltagstaugliche Tipps, wie Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder kompetent begleiten können.
www.internet-abc.de: Das Internet-ABC ist ein spielerisches und sicheres Angebot für den Einstieg ins Internet. Als Ratgeber im Netz bietet es konkrete Hilfestellung und Informationen über den verantwortungsvollen Umgang mit dem World Wide Web. Die Plattform richtet sich mit Erklärungen, Tipps und Tricks an Kinder von fünf bis zwölf Jahren, Eltern und Pädagogen.