TV-Geräte mit integriertem Sat-Tuner
TV-Geräte mit integrierten Triple-Tunern liegen im Trend und ersetzen bei der Neuanschaffung immer öfter bestehende Receiver-Lösungen auch für den digitalen Sat-Empfang. Dass nicht mit jedem Gerät alle Vorteile der digitalen Satellitenübertragung gleichermaßen genutzt werden können, ist dabei selten klar
„UHD 4K Smart TV mit DVB-T2 HD, DVB-C, DVB-S, DVB-S2“ so steht es in den gängigen TV-Rubriken. Man könnte meinen, damit wäre alles gesagt. Doch was mit der Unterstützung für DVB-S/S2 für den digitalen Satelliten-Empfang, also rund 45 Prozent aller 38 Millionen deutschen TV-Haushalte nun konkret zu verstehen ist, wird auch beim näheren Blick auf die Produktspezifikationen nicht unbedingt klarer – eine Beurteilungs-Hürde, die nicht nur Laien trifft.
Die Möglichkeiten des Sat-Empfangs
Denn die Möglichkeiten des Satelliten-Direktempfangs sind vielfältig – und beschränken sich bei weitem nicht auf den reinen Empfang von Programmen über eine Satellitenantenne, die auf eine einzelne Orbitposition ausgerichtet ist. In diesem Beitrag schauen wir uns an, welche Sat-Features mit TV-Geräten eigentlich genutzt werden können.
Satelliten Empfang
Schon bei den einfachsten Eckdaten zum Empfang trennen sich Spreu und Weizen: So stattet unter anderem der deutsche Premium-Hersteller TechniSat viele seiner TV-Geräte mit einem Twin-Sat-Tuner aus. Damit hat der Kunde auch während laufender Aufnahmen die Freiheit, das Programm zu wechseln und sogar ein Programm über Timeshift anzuhalten, während im Hintergrund ein anderes aufgezeichnet wird – all dies auch ohne die Aufzeichnung zu unterbrechen. Außerdem ermöglicht ein doppelter Sat-Tuner natürlich auch, mehrere Programme gleichzeitig aufzuzeichnen, was vor allem dann praktisch ist, wenn sich Sendezeiten überschneiden.
Verwechslungsgefahr
Solche Komfortfunktionen lassen sich mit Geräten mit Single Sat-Tuner nicht nutzen, wie sie häufig im preisgünstigeren Segment oder auch als Unter-Marken von Premium-Herstellern angeboten werden. Die Tuner-Ausstattung ist bei der Anschaffung daher ein wichtiger Punkt ist, bei dem es jedoch schnell zu Verwechslungen kommen kann. Denn bei Angaben wie „integrierter Triple-Tuner“ beziehen sich Hersteller in der Regel darauf, dass ihre Geräte drei (triple) Empfangswege unterstützen – also Sat (DVB-S/S2), Kabel (DVB-C) und Antenne (DVB-T/DVB-T2 HD). Die doppelte Verfügbarkeit dieser einzelnen Tuner ist damit jedoch nicht gesichert und sollte gesondert nachgefragt werden.
Einkabel-Lösungen
Mit der Unterstützung von Einkabel-Lösungen kann es beim Empfang des Satelliten-Signals schon eng werden. So unterstützen alle aktuellen TechniSat Fernseher zumindest den Einkabel-Standard nach Euronorm EN50494 zum Empfang. Die hierüber realisierbaren Reihenschaltungen von TV-Anschlussdosen zum Sat-Empfang ohne Programmeinschränkungen erfreuen sich sowohl bei Sat-Umrüstprojekte in bestehenden Einkabelstrukturen als auch bei Neuplanungen wachsender Beliebtheit. Auch wenn die Norm EN50494 von den modernen Einkabel-Anlagen für vereinzelte Anschlüsse oder einen Teil der Nutzerfrequenzen angeboten wird, ist der Standard in die Jahre gekommen und weitestgehend von seinem Nachfolger abgelöst.
EN50607 & JESS
Aktuelle Systeme für teilnehmergesteuerte Einkabel-Lösungen setzen auf den aktuellen Euro-Standard EN50607, um an jedem Ausgang bis zu 16 in Reihe geschaltete Teilnehmer-Anschlüsse mit dem vollständigen Programmangebot von vier und mehr Orbitpositionen über ein einziges Kabel zu versorgen. Auch dem JESS-System des Einkabel-Spezialisten Jultec liegt dieser Standard zugrunde. Daher ist die Unterstützung von EN50494 und EN50607 eine lobenswerte Eigenschaft, die auch die Zukunftsfähigkeit eines Sat-Empfängers mitbestimmt. Mit einem Gerät gänzlich ohne Unterstützung für teilnehmergesteuerte Einkabellösungen steht der Kunde jedoch gegebenenfalls gänzlich ohne Sat-Empfang da
Mehrpositionsempfang
Über das Protokoll DiSEqC 1.0 lässt sich mit einem Empfänger mehr als eine Orbitposition ansteuern. Dies ist insbesondere bei großen Satellitenanlagen interessant, in denen häufig die Programme von zwei und mehr Orbitpositionen wie z. B. Astra 19,2° Ost und Eutelsat 13° Ost an alle Teilnehmer verteilt werden. Doch auch kleine Sat-Haushalte nutzen häufig die Möglichkeit, z. B. über eine Twin-Antenne die Signale von Astra 19,2° Ost und Eutelsat 13° Ost mit einer einzigen Satelliten-Schüssel zu empfangen. Hierfür muss das Empfangsgerät jedoch den Standard DiSEqC 1.0 unterstützen, der zum Wechsel der Orbitposition einen DiSEqC-Schaltbefehl über die Sat-Zuleitung an die Empfangsanlage übermittelt.
Breite Unterstützung
Im Gegensatz zu älteren Gerätegenerationen unterstützten alle angefragten Hersteller mit ihren Geräten den Empfang von bis zu vier Orbitpositionen über DiSEqC 1.0. Neben anderen Herstellern stellt auch TechniSat hierfür nicht nur sinnvoll vorsortierte Programmlisten für Astra 19,2° Ost sondern auch solche für Eutelsat 13° Ost bereit. Die meisten Hersteller bieten diesen, bei mehreren hundert Sender umfassenden Programmangeboten sehr hilfreichen Service, zumindest für die deutsche Standard-Orbitposition Astra 19,2° Ost. Einzig die vom türkischen Vestel-Konzern gefertigten Toshiba-Fernseher verzichteten ganz auf eine vorsortierte Programmliste für den Sat-Empfang.
Drehbare Motorantennen
Deutlich begrenzter sieht das Angebot für Nutzer von Motor-Antennen aus. Mit solchen Lösungen lassen sich mit einer einzigen Satelliten-Antenne alle am Montageort empfangbaren Orbitpositionen über einen Schrittmotor ansteuern. So kommt die riesige Programmvielfalt über Satellit z. B. mit Hellasat, Türksat 42° Ost und vielen anderen Positionen gänzlich ungebremst ins eigene Zuhause. Die im DiSEqC-Protokoll 1.2 gefassten Steuerbefehle für Empfangsgeräte werden jedoch nur von Geräten des deutschen Herstellers TechniSat sowie den Modellen der beiden großen koreanischen Hersteller LG und Samsung unterstützt.
Die Expertise beim Satelliten-Empfang ist auch den Menüs der Fernsehgeräte des deutschen Markenherstellers TechniSat klar anzusehen. Auch die Ansteuerung von Motorantennen über DiSEqC 1.2 und der geopositions-basierten Steuerungserweiterung USALS wird selbstverständlich unterstützt – 24 Orbitpositionen mit vordefinierten Testtranspondern inklusive.
USALS
Das gilt umso mehr für die erweiterte Antennensteuerung von Motorantennen über das Drehanlagenberechnungssystem USALS (Universal Satellites Automatic Location System), das die Positionsdaten der Satelliten aus den Geokoordinaten des aktuellen Standorts generiert. Neben den aktuellsten TechniSat Fernsehern sind auch LG TVs in der Lage, Motorantennen über das komfortable USALS-System anzusteuern.
Pay-TV empfangen
Zurück auf Deutschlands beliebtester Orbitposition für den digitalen Sat-Empfang Astra 19,2° Ost ist die Fülle der Möglichkeiten noch lange nicht erschöpft. Denn neben den frei empfangbaren Programmen werden über Satellit auch zahlreiche verschlüsselte Programmangebote ausgestrahlt. Hierzu gehören neben den bekannten Pay-TV-Paketen des Anbieters Sky auch die kostpflichtigen HDTV-Programmpakete der großen deutschen Privatsender wie sie inzwischen von HD Plus, Freenet TV und Diveo angeboten werden. Allen gemein ist die Nutzung entsprechender CI+ Module zur Entschlüsselung, die in einen CI+ Schacht am Empfangsgerät eingeschoben werden müssen. Beim TechniSat TV TECHNIVISTA SL sind sogar zwei dieser CI+ Schächte verbaut – praktisch wenn man auf mehrere Angebote parallel zugreifen möchte.
Integrierte HD-Pakete
Insbesondere im Bezug auf die HD-Pakete von HD Plus, Freenet TV und Diveo gehen einige wenige TV-Hersteller einen Sonderweg. So bietet der TECHNIMEDIA UHD+ (SL) von TechniSat bereits ein integriertes Entschlüsselungssystem zum Empfang von HD+. LG hat seine Modelle zum Empfang privater, verschlüsselter HD-Programme mit einer Diveo-App ausgestattet – eine Möglichkeit, die auch Toshiba / Vestel im ersten Quartal 2019 für seine Geräte angekündigt hat. XORO liefert zur Zeit zwei mobile TV-Geräte mit integriertem Freenet TV aus. All diesen Lösungen ist gemein, dass für diese Geräte kein CI-Modul angeschafft werden muss, um eines der verfügbaren HD-Pakete von Privatsendern zu entschlüsseln.
TECHNIMEDIA UHD+ 49
Smart-TV mit UHD/4K, dreifachem TwinTuner und integriertem HD+
Programminformationen
Gleich ob Aufzeichnungen über einen USB-Port auf ein externes Medium oder auf eine im Gehäuse integrierte Festplatte erfolgen, sorgt die Verfügbarkeit von Programmdaten häufig für einen Unterschied im Komfort. Programmdaten zum laufenden und mindestens zum darauf folgenden Sendebeitrag werden von den allermeisten Programmanbietern in Form von SI-Daten als Teil des Sat-Signals ausgestrahlt. Für Programme mit großer Reichweite werden die Programmdaten auf diesem Weg häufig gleich für mehrere Tage angeboten. TechniSat bietet dem Zuschauer diese SI-Daten in übersichtlich gestalteten EPGs (Electronic Program Guides) – und erlaubt, sie direkt aus dem EPG für mehr oder minder ausgefeilte Aufzeichnungsfunktionen zu nutzen. Die digitale Programmzeitschrift „SFI (= Siehferninfo)“ von TechniSat bietet einen Vorschauzeitraum von 7 Tagen.
HbbTV
Obwohl über HbbTV übermittelte Zusatzangebote wie z. B. Mediatheken und Infodienste der Sender über das Internet abgerufen werden, werden die hierfür erforderlichen Links als Teil der SI-Daten mit dem Satelliten-Signal (inzwischen auch über DVB-T2 HD ) empfangen. Die Nutzung dieser sogenannten Red-Button-Services wird in letzter Zeit in allen Altersgruppen immer beliebter. Zusätzlich sind über Satellit auch reine ‚HbbTV-Sender‘ wie z. B. das Lokal-TV Portal der Medienanstalten zu empfangen. Im digitalen Kabel werden die HbbTV Programmanteile jedoch nicht in allen Fällen übermittelt. Damit wird HbbTV zu einem echten Sat-Feature.
Sprachenvielfalt
Eine weitere positive Eigenschaft des Fernsehens über Satellit ist seine Vielsprachigkeit: So werden die Programme – nicht einmal selten – auch mehrsprachig ausgestrahlt. So kommt, wer gerade z. B. die deutsche Erstausstrahlung der 12. Staffel Dr. Who auf FOX HD genießt, in die glückliche Lage, zwischen englischem Original und deutscher Synchronfassung wählen zu können. Um dies einfach und komfortabel nutzen zu können, ist kluge Integration in die Benutzer-Menüs und Schnellwahl-Optionen des Fernsehers gefragt.