Corona verändert Mediennutzung: Verbraucher wollen mehr Informationen und Unterhaltung – auf allen Kanälen

DAB+ Digitalradio & Hi-Fi > Neu > Ratgeber > TV & Receiver | 9. Juli 2020
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Das Coronavirus sorgt dafür, dass sich das Leben vieler Menschen vor allem in den eigenen vier Wänden abspielt. Die aktuelle Situation wirkt sich dabei auch auf den Medienkonsum aus. Das geht aus einer Umfrage hervor.

Für den Deloitte Media Consumer Survey wurden im Februar dieses Jahres 2000 Konsumenten in Deutschland zu ihrem Medien-Nutzungsverhalten befragt. Eine weitere repräsentative Umfrage unter ebenfalls 2000 Mediennutzern zwischen dem 20. und 25. März 2020 lieferte anschließend Vergleichswerte aus einem Zeitraum, in dem die Ausbreitung des Coronavirus deutliche Auswirkungen auf den Alltag vieler Menschen hatte.

„Medien sind gerade enorm wichtig“, erklärt Klaus Böhm, Leiter des Bereichs Media & Entertainment bei der Beratungsgesellschaft Deloitte. „Sie versorgen uns in diesen schwierigen Zeiten mit wichtigen Informationen und sorgen gleichzeitig mit unterhaltenden Inhalten für Zerstreuung. Der Bedarf ist hoch, das belegen unsere Daten eindeutig.“

Lineares Fernsehen und Streaming: Klassisches TV wieder gefragt

Ein alter Bekannter ist zurück: Kein anderes Medienangebot konnte in dem angegebenen Zeitraum so deutliche Zuwächse verzeichnen wie das lineare Fernsehen. Bei 21 Prozent der Befragten lief das TV-Gerät täglich über zwei Stunden länger als vor der Pandemie. Weitere 23 Prozent schauten bis zu zwei Stunden mehr am Tag. Dabei hatte das lineare Fernsehen vor Corona deutlich an Popularität eingebüßt: Im Februar 2020 gaben nur noch 67 Prozent der Befragten an, täglich fernzusehen. Jetzt waren es wieder 76 Prozent. Sogar die jungen Zielgruppen, bei denen der TV-Konsum bisher ebenso kontinuierlich wie deutlich abgenommen hatte, entdeckten das lineare TV wieder für sich.

Die Revitalisierung des linearen TVs ging dabei nicht zu Lasten von Video-on-Demand (VoD): 45 Prozent der VoD-Nutzer konsumierten deutlich mehr Video-on-Demand-Inhalte als vor Beginn der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. Die Zuwächse gingen allerdings vor allem auf eine höhere Nutzungsintensität der Bestandskunden zurück. Dieser Trend zeigte sich allerdings auch schon in den Februar-Zahlen vor der häuslichen Quarantäne. Gerade bei älteren Verbrauchern über 55 Jahren konnten Netflix, Amazon Prime und Co noch immer kein großflächiges Wachstum erschließen. Über alle Altersgruppen hinweg konnte das Angebot der Mediatheken punkten: Der Anteil ihrer täglichen Nutzer war um 55 Prozent gestiegen.

„Die Nutzer nehmen vor allem das Nachrichtenangebot der TV-Sender als echten Mehrwert gegenüber der unkontrollierten Informationsflut des Internets wahr. Auch der Boom bei den Mediatheken ist vor allem auf den Bedarf an Informationen rund um Corona zurückzuführen, die hier zeitlich unabhängig konsumiert werden können“, so Klaus Böhm. „Das bedeutet aber, dass die Zahlen bei einer ruhigeren Nachrichtenlage auch wieder zurückgehen werden.“

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Radio und Podcasts: Mit relevanten Hintergrundinfos raus aus der Nische

Ähnlich wie bei VoD wurde das Radio intensiver, aber nicht unbedingt von mehr Menschen genutzt. 30 Prozent der Befragten gaben an, in der Corona-Krise mehr Radio zu hören als vorher. Bei den 19- bis 24-Jährigen waren es sogar 44 Prozent. Anders als das lineare TV konnte das Radio verlorene Hörer aber noch nicht in nennenswerter Anzahl zurückgewinnen.

Podcasts haben in der aktuellen Situation einen zusätzlichen Schub bekommen und den Weg aus der technikaffinen Nische gefunden. Altersübergreifend gaben 37 Prozent der Hörer an, dass Podcasts für sie ein wichtiges Informationsmedium zum Thema Corona sind. Die Formate gehen häufig tiefer als die Nachrichten aus TV und Radio und punkten bei den Nutzern mit relevanten Hintergrundinformationen.

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Online-Nachrichten und Print

Nachrichten sind das Format der Stunde und in allen Darreichungsformen gefragt, auch schriftlich. Vor allem der Online-Angebote profitierten: Der Anteil täglicher Leser von werbefinanzierten Online-News war um 35 Prozent gestiegen. Zudem waren immer mehr Nutzer bereit, für Inhalte zu zahlen: Die regelmäßige Nutzung von kostenpflichtigem Premium-Content hat 25 Prozent zugelegt. Der Anstieg bei digitalen Zeitungsausgaben als pdf oder App lag sogar bei 31 Prozent.

Gedruckte Zeitungen lasen täglich noch 30 Prozent der Befragten, ein Prozent weniger als vor den Corona-Schutzmaßnahmen. Dieser sehr moderate Rückgang ist laut Deloitte mit einem Distributionsproblem im Print-Bereich zu erklären: In Zeiten von Corona haben viele Kioske geschlossen und der ein oder andere Leser verzichtet derzeit wohl auch auf den täglichen Spaziergang zum Zeitschriftenhändler seines Vertrauens.