Zehn Fakten zum digital-terrestrischen Hörfunk

DAB+ Digitalradio & Hi-Fi > Neu > Ratgeber | 17. Januar 2020
Blog DAB

Die Zukunft des Radios ist digital. DAB+ eröffnet für alle neue Chancen: mehr Qualität und Vielfalt, flächendeckend und kostengünstig, ohne zusätzliche Gatekeeper. Die Gewährleistung der freien und allgemeinen Zugänglichkeit der Angebote des öffentlichen Rundfunks wie über DAB+ ist nicht nur ein Kernelement seines gesellschaftlichen Auftrags, sondern ist auch in Katastrophen- und Krisen-momenten von essentieller Bedeutung für die Informationsversorgung der Bevölkerung. Ein kluger Infrastrukturmix ist und bleibt wichtig zur Sicherung des digitalen Kommunikationsraums. Die ARD hat zehn Fakten zum digital-terrestrischen Hörfunk DAB+ zusammengestellt.

 

  1. Die Zukunft des Radios ist digital: Programmliche Vorteile von DAB+ auf einen Blick.

Mehr Vielfalt, höhere Qualität und technische Innovationen: DAB+ ermöglicht aufgrund der digitalen Übertragung der Signale größere Programmvielfalt, multimediale Zusatzdienste wie Programminformationen, Programmführer, Veranstaltungstipps und sehr genaue Verkehrsdaten für unterwegs, höhere Klangqualität sowie bequemen Bedienkomfort.

Mehr Chancen für die Macherinnen und Macher: DAB+ bietet Platz für neue Anbieter und neue Angebote. Denn: Während über DAB+ aufgrund der effizienteren Verbreitung in den terrestrischen Frequenzen mehr und mehr zielgruppenspezifische Programme angeboten werden können, ist die analoge UKW-Terrestrik sowohl technisch als auch programmlich ausgereizt.

 

  1. DAB+ ist in der Verbreitung kostengünstig und nachhaltig.

DAB+ ist durch effizientere Frequenznutzung und geringere Sendeleistung umweltfreundlicher und meist wirtschaftlicher als UKW. So verringern sich die Energiekosten bei der Ausstrahlung der Programme. Auch können bestehende Sendeanlagen weiter genutzt werden. Die Verbreitungskosten für ein DAB+-Programm sind deutlich niedriger als für ein UKW-Programm und für Programmanbietende klar kalkulierbar.

 

  1. DAB+ kommt gut an: Nutzung und Angebot nehmen kontinuierlich zu.

Der aktuelle Digitalisierungsbericht der Medienanstalten zeigt: Etwa 23 % der Haushalte bzw. ein Viertel der Bevölkerung können inzwischen Radio über die digitale Terrestrik empfangen, wobei der Zuwachs mit über 30 % im letzten Jahr mehr als doppelt so hoch war wie in den Vorjahren. Auch für den Empfang im Auto wird immer mehr auf den digitalen Hörfunk gesetzt (über 2 Mio. DAB+-Autoradios mehr als 2018), so dass inzwischen jedes siebte Auto DAB+ empfängt. Insgesamt können inzwischen über 58 % der Menschen in Deutschland digital Radio hören (über DAB+, digitales Kabel, Satellit, Webradio).

Die steigende Verbreitung und Beliebtheit von DAB+ geht mit einer stetig wachsenden Vielfalt einher: Es gibt bereits rund 250 regional unterschiedlich empfangbare DAB+-Programme in Deutschland. Gerade Angebote mit regionalkulturellem Schwerpunkt stoßen auf große Nachfrage wie z. B. BR HEIMAT mit Blas- und Volksmusik, MDR KLASSIK mit Konzerten aus der Region und der MDR-Klangkörper oder NDR Blue, über das u. a. das Reeperbahn Festival miterlebt werden kann. DAB+ ist insbesondere dort erfolgreich, wo neue bzw. ergänzende Inhalte angeboten werden.

 

  1. Europa und die Welt setzen auf DAB+.

DAB+ ist europaweiter Standard für die digitale Hörfunkverbreitung (als unidirektionale Punkt-zu-Multipunkt-Verbreitung). So hat Norwegen bereits 2017 vollständig auf DAB+ umgestellt. Die Schweiz will den „switch over“ zwischen 2020 und 2024 meistern. In Italien ist DAB+ weit verbreitet, in Südtirol hat bereits die Abschaltung von UKW-Sendern zugunsten von DAB+ begonnen. Bereits im August 2018 konnten 475 Mio. Menschen in 41 Ländern Angebote empfangen. DAB+ ist insofern auch international ein etablierter Standard.

Ab Dezember 2021 müssen aufgrund der Vorgaben der EU-Richtlinie für Elektronische Kommunikation (EECC) alle in neue PKW eingebaute Autoradios digital-terrestrisches Radio empfangen können. In Italien und Frankreich wird dies bereits ab 2020 der Fall sein. Die Umsetzung in Deutschland wird voraussichtlich im Herbst 2019 mit der 6. TKG-Novelle erfolgen. Zukünftig werden also durch diese Interoperabilitätsregelungen europaweit in Fahrzeugen noch deutlich mehr Digitalradios verwendet.

 

  1. DAB+ ist essentiell für die Erfüllung des Auftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Ein überall empfangbarer und unabhängiger Radiostandard ist für die Erfüllung des Auftrags des öffentlichen Rundfunks unverzichtbar, denn nur so ist sichergestellt, dass auch alle Menschen seine Angebote nutzen können. Das Bundesverfassungsgericht hat erst im Juli 2018 erneut betont, dass die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks allgemein und frei zugänglich sein und bleiben müssen.

DAB+ eröffnet einen Gatekeeper-freien Zugang ohne zusätzliche Kosten für die Nutzenden. Im Gegensatz zum Internet ermöglicht die terrestrische Verbreitung der Radioprogramme deren anonyme und kostenfreie Nutzung ohne Volumenbegrenzung sowie störungsfreien Empfang, unabhängig von Netzausbau, Internetverbindung und Datenvolumen. Die bundesweite DAB+-Abdeckung liegt inzwischen bei 98 % der Fläche, der Indoor-Empfang erreicht 89 % der Bevölkerung. Schnelles Internet hingegen ist bis heute nur in den Ballungszentren verfügbar.

 

  1. DAB+ ist wichtig für die Gattung Radio.

Im Netz konkurrieren Radioangebote mit den verschiedensten Dienstleistungen und Angeboten in einem weitgehend unregulierten Feld und sind zunehmend schwer auffindbar.

Die Wahrnehmbarkeit ist als entscheidende Währung für Werbeeinahmen gerade für die kommerziellen Radiounternehmen von entscheidender Bedeutung. Über DAB+ kann das bewährte Geschäftsmodell von UKW weiterentwickelt werden – nicht-disruptiv und im Interesse der Erhalts einer breiten Radiolandschaft.

 

  1. DAB+ ist eine notwendige Ergänzung zum Internetradio – gerade auch im Krisenfall.

DAB+ ist die perfekte Ergänzung zum Internet, denn die Verbreitung über Internet bzw. Mobilfunk verursacht nicht nur mit wachsender Nutzung steigende Kosten – für Nutzende wie Anbietende, sondern erhöht die Aus-lastung der Netze. DAB+ bietet hier Abhilfe.

Das Rundfunksystem DAB+ gewährleistet auch, dass die Bevölkerung in Katastrophen- und Krisenfällen verlässlich mit Informationen versorgt werden kann. Denn mit seiner eigenen Infrastruktur ist DAB+ auch dann noch in der Lage, die Versorgung flächendeckend sicherzustellen, wenn Energie- oder Mobilfunknetze überlastet oder abgeschaltet sind.

 

  1. DAB+ bleibt auch neben 5G unentbehrlich.

DAB+ ist weit davon entfernt, eine Übergangstechnologie zu sein. Der Ausbau von 5G hat gerade erst begonnen und wird auf absehbare Zeit nicht alle Regionen flächendeckend versorgen können.

5G-Broadcast wird erst noch standardisiert und hat noch zahlreiche Hürden zu überwinden, wie z. B. die Verfügbarkeit von Netzinfrastruktur, Frequenzen und Endgeräten. Es wird auf free-to-air-TV-Angebote ausgerichtet – die Anforderungen des Hörfunks wie z. B. flächendeckende Versorgung und Regionalisierung werden durch 5G-Broadcast nicht erfüllt. Der Hörfunkmarkt besitzt nicht genügend wirtschaftliches Potenzial, um die Marktdurchdringung von 5G-Broadcast voranzubringen. Unabhängig davon ist es sinnvoll, auch langfristig auf einen klugen Infrastrukturmix zu setzen, um nicht in Abhängigkeit einer Technologie und dessen Anbieter zu geraten. 5G-Broadcast kann eine Ergänzung, aber keine Alternative zum digital-terrestrischen Hörfunk DAB+ sein.

 

  1. Wichtig bleibt: die Hörfunklandschaft im Dialog aller Marktbeteiligten gestalten.

Eine hybride Strategie zur Radioverbreitung, die aus einer Kombination von Internet und DAB+ besteht, ist für die Landesrundfunkanstalten der ARD sowie für Deutschlandradio das Mittel der Wahl, um die Digitalisierung des Hörfunks voranzubringen.

Der Weg zu einer rein digitalen Verbreitung und damit der Beendigung der gleichzeitigen Ausstrahlung (Simulcast) von UKW und DAB+ kann nur im Zusammenwirken aller Marktbeteiligten und politisch Verantwortlichen gelingen. Die ARD steht dazu im Dialog mit dem kommerziellen Rundfunk, der Auto- und Geräteindustrie, den Regulierungsinstitutionen und dem Gesetzgeber, um ein gemeinsames und aufeinander abgestimmtes Vorgehen zu verabreden.

 

  1. Die Digitalisierung des Radios ist erklärtes Ziel der Politik.

Digitalradio als niedrigschwelliges Medium zu stärken, ist eine der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vereinbarten Maßnahmen. Wichtiger Schritt ist die 6. TKG-Novelle zur Einführung einer Interoperabilitätsverpflichtung in § 48 Telekommunikationsgesetz.

Ein weiteres positives Signal ist die am 6. Juni 2019 auf der Ministerpräsidentenkonferenz erfolgte einstimmige Verlängerung des ersten bundesweiten DAB+-Multiplexes bis 2035, also die Sicherung der DAB+-Übertragungskapazitäten für die gemeinsame nationale Verbreitung von öffentlich-rechtlichem und privatem Radio. Auch der bereits 2017 von BMVI und Rheinland-Pfalz über das Digitalradio-Board entwickelte Aktionsplan zur Transformation des Hörfunks verdeutlicht den politischen Willen, den inzwischen weit fortgeschrittenen Prozess bestmöglich zu unterstützen und voranzubringen.

Quelle: ARD, Stand September 2019

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