DigitalSat hat die Nase vorn

DAB+ Digitalradio & Hi-Fi > Neu > Ratgeber | 14. Juni 2019
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Rund 38,7 Millionen TV-Haushalte gibt es in Deutschland. Fast die Hälfte von ihnen empfangen ihre TV-Programme über DigitalSat. 45 Prozent nach dem jüngsten Digitalisierungsbericht der Medienanstalten–ebenso viele wie beim Kabel. Dabei sind die Vorteile des Satellitenempfangs grundlegender als vielen bewusst ist.

Auch wenn der digitalisierte Kabelanschluss in letzter Zeit mit immer besseren Breitband-Möglichkeiten punktet, zeichnet sich die Abwanderung aus dem Kabel der vergangenen Jahre weiter fort – hin zu DigitalSat, das nach wie vor wachsenden Zuspruch erfährt. Zwar sind die kontinuierlichen Veränderungen in der Verteilung der Empfangswege kleiner geworden. Doch der Wunsch eine möglichst breit aufgestellte Programmauswahl internationaler Programme anzubieten, das Wachstum des Ultra HD-Angebots, die außerordentlichen Kostenvorteile des Sat-Empfangs und sogar der wachsende Zuspruch der Zuschauer für Video on Demand-Angebote spielen dem Satelliten-Empfang in die Karten.

Grundlegender Unterschied

Auch wenn einiges davon zunächst aufhorchen lässt, ist dies einem grundlegenden Unterschied der Empfangswege Kabel und Satellit geschuldet: Denn im Gegensatz zum Kabel, das stets ein punktuelles, zwangsläufig begrenztes und teils gefiltertes Angebot ist, wird Satellit immer stets flächig, vollständig und ohne programmliche Filterungen z. B. beim Thema HbbTV übermittelt. Das ist teils schon der Rolle von Satellit als Programmzulieferer für Kabelnetzbetreiber geschuldet. Aber auch andere im Geschäftsmodell begründete Unterschiede zwischen Kabel und Satellit wirken zum Nachteil der Kabelkunden. 

Enorme Programmvielfalt

Die Programmvielfalt über Satellit ist geradezu sprichwörtlich: Allein über die deutsche Standardorbitposition ASTRA 19,2° Ost sind aktuell 339 TV-Programme frei und unverschlüsselt zu empfangen – ganz abgesehen von kostenpflichtigen verschlüsselten Angeboten wie z. B. von Sky. Während in den Anfängen des Satelliten weitestgehend ein Programm pro Transponder ausgestrahlt werden konnte, erlaubt die digitale Übertragung heute, etliche Programme pro Transponder und damit insgesamt hunderte Kanäle in besserer Qualität anzubieten. Dabei ist neben zahlreichen deutschsprachigen Sendern auch kulturelle Vielfalt in weiteren Sprachen garantiert – HDTV und Ultra HD inklusive.

Programme aus aller Welt

Dabei sind Sat-Empfänger zunächst einmal nicht unbedingt auf den Empfang der deutschen Heimatposition Astra 19,2° Ost festgelegt: Auch Satellitenpositionen wie Eutelsat, Türksat, Hispasat oder Hellas Sat die größtenteils fremdsprachige Programme übertragen, lassen sich oftmals z. B. mit einer kleinen zusätzlichen Sat-Antenne zuschalten. So erhält man via DigitalSat Zugriff auf buchstäblich tausende Sender aus aller Welt.

Ultra HD-TVs brauchen HD

Für die neuen großflächigen Ultra HD-Fernseher, die derzeit in rauen Mengen in die TV-Haushalte strömen, ist SD jedoch eigentlich keine Option mehr. Auch wenn es möglich ist –eigentlich enthalten SD-Kanäle einfach zu wenig Informationen, um sie auf 55 oder 65 Zoll zu skalieren. Was bei Geräten bis 42 Zoll noch ohne schwerwiegende Einbußen konsumiert werden konnte, ist auf den größeren Geräten mit Bildschirmdiagonalen ab 110 cm nur noch mit gutem Willen als Genuss zu bezeichnen.

TECHNIVISTA 55 SL

TECHNIVISTA 55 SL

55 Zoll/140 cm Smart-TV mit UHD/4K, dreifachem TwinTuner und integrierter Soundbar.

HD und Ultra HD-Angebot wächst

Doch bei inzwischen über 90 frei via Astra 19,2° Ost empfangbaren HDTV-Sendern herrscht weder an öffentlich-rechtlichen HD-Programmen noch an privaten Spartensendern in hoher Auflösung ein Mangel. Hiervon werden allein mehr als 70 Programme in deutscher Sprache ausgestrahlt. Wer zusätzlich auch die großen privaten Programme in HD sehen möchte (die über Satellit weiterhin kostenfrei in SD angeboten werden) kann seine HDTV-Programmauswahl über Angebote wie HD+, Freenet TV oder Diveo mühelos um weitere HD-Kanäle ausbauen. Diese in aller Regel über ein CI+ Modul und ein Jahres-Abo freischaltbaren Angebote bringen weitere 20+ Programme ins Haus – bei HD+ sind dann sogar zwei Ultra HD-Programme enthalten. Doch auch Ultra HD lässt sich inzwischen Free to Air über Satellit empfangen. Seit 2014 bauen SES Astra und EutelSat ihre UHD-Programmangebote mit großen Schritten aus – über Astra 19,2° Ost sind inzwischen ganze acht Ultra HD-Kanäle frei mit einem UHD-tauglichen Empfänger über jede herkömmliche Satellitenanlage zu empfangen.

Gerüstet für Pay-TV

Wer sich für die interessanten und gezielt zusammengestellten Angebote im Pay-TV interessiert, ist beim Satelliten-Fernsehen ebenfalls auf der sicheren Seite. Die Übertragung und Freischaltung bezahlter Inhalte ist seit Jahren erprobt und funktioniert ähnlich der Freischaltung aufladbarer Prepaid-Karten für die Handynetze. TV-Geräte und Receiver bieten in aller Regel CI+ Schnittstellen, über die sie sich um beliebige Zugangsberechtigungssysteme für verschlüsselte Programmangebote erweitern lassen. So genießen z. B. Sky-Kunden noch mehr HD-Programmvielfalt – zumal die privaten HD-Sender aus dem HD+ Paket im Sky-Abo ohne Zusatzkosten enthalten sind.

VoD-Nutzer profitieren

Im Vergleich zu Zuschauern, die ihre Programme im digitalen Kabel empfangen, profitieren Sat-Zuschauer auch bei der Nutzung internetbasierter Video on Demand-Angebote. Unter letzteren wachsen jüngst die Zugangszahlen insbesondere über HbbTV signalisierter Mediatheken sowohl öffentlich-rechtlicher als auch privater Programmanbieter. Die hierzu genutzten Internetadressen werden via Satellit als HbbTV-Information innerhalb des Programmdaten-Streams übertragen. Viele Kabelanbieter filtern die zum Programm gehörenden Angebote jedoch einfach heraus, um ihre eigenen kostenpflichtigen OTT-Angebote besser zu vermarkten. So schaut der Kabelnutzer auf ARD, ZDF, KiKa, arte, 3sat und vielen weiteren punkto HbbTV zum Teil in die Röhre. Die zu großen Teilen öffentlich-rechtlich finanzierten Online-Angebote kann er nicht sehen – oder wie z. B. im Fall von Magenta TV, nur auszugsweise im Rahmen eines kostenpflichtigen Angebots.     

Klarer Kostenvorteil

Im Gegensatz zum kostenpflichtigen TV-Abonnement, das im Kabel nach einem meist vergünstigten Einstiegspreis bei der Erstbuchung recht schnell rund 15 Euro monatliche Abo-Kosten aufwirft, bleibt alles was Free to Air über Satellit zu empfangen ist, in aller Regel dauerhaft kostenfrei. Selbst wenn man ein kostenpflichtiges HDTV-Programmangebot von HD+, Freenet TV oder Diveo für die privaten Kanäle hinzu rechnete, bliebe man mit rund 6 Euro monatlich weiterhin deutlich hinter einem herkömmlichen TV-Abonnement im Kabel zurück – ganz abgesehen von weiterhin erheblich eingeschränkter Programmauswahl.

Preiswerter Einstieg

Der Einstieg in den digitalen Satellitenempfang ist zudem oft preiswert und problemlos möglich. Sind die prinzipiellen Grundvoraussetzungen gewährleitet wie z. B. eine Montagemöglichkeit mit ausreichend freier Sicht nach Süden, ist eine qualitativ hochwertige Komplettanlage mit Sat-Spiegel und den erforderlichen Kabeln teils schon für kleines Geld erhältlich. Da aktuelle TV-Geräte inzwischen in aller Regel auch mit einem Tuner für den digitalen Satelliten-Empfang ausgerüstet sind, entstehen nach der Installation der Satelliten-Anlage in aller Regel keine laufenden Kosten mehr. Auch mindestens ein CI+ Schacht gehört inzwischen zur Grundausstattung handelsüblicher Flachbild-Fernseher. So ist gegebenenfalls stets auch eine Erweiterung z. B. um weitere spannende Sport oder HD-Kanäle mühelos möglich, ohne dass in ein zusätzliches Gerät investiert werden muss.

Kleinste Antennen

Während man in der Anfangszeit des Satellitendirektempfangs noch großflächige Parabolspiegel einsetzte, genügen inzwischen geradezu winzige DigitalSat-Antennen, um sich seine Programme aus dem Orbit zu holen. So führt z. B. der Traditionsausrüster TechniSat mit seiner SATMAN 33 eine der kleinsten auf dem Markt erhältlichen Vollaluminium-Antennen mit Wetterschutzgehäuse für das LNB. Die meisten Mietwohnungen mit Balkon oder Terrasse bieten so in günstiger Süd- oder Südostlage die Option für einen preiswerten Umstieg. Dies ist auch neuen Montageformen wie z. B. der Liegend-Montage geschuldet, dank der sich Sat-Antennen mit geringer Bauhöhe hinter dem Geländer z. B. auf einem unverschraubten Balkonständer montieren lassen.

Rentable Großversorgungen

Doch gerade auch Großversorgungen für ganze Gebäude und Gebäudeensembles gehören zu den Stärken des digitalen Satellitenempfangs. Denn die herkömmliche Sat-Verteilung über riesige Koaxial-Kabelbündel mit endlosen Ketten kaskadierter Verstärker ist die Sat-Verteiltechnik längst hinausgewachsen. Denn zur Verteilung der Programme mehrerer Orbitpositionen auf hunderte Teilnehmer gibt es heute eine Vielzahl technischer Lösungsoptionen. So zählen z. B. Glasfaser-Verteilanlagen oder die leistungsfähigen und minimalinvasiven teilnehmergesteuerten EN50494 & EN50607- Einkabel-Systeme zum aktuellen Repertoire, mit dem sich klassische Multischalter-Lösungen auch für große Teilnehmerzahlen beliebig ergänzen oder ersetzen lassen.

Gute Strategie für Wohnungsunternehmen

Das ist insbesondere für Wohnungsunternehmen eine zunehmend geschätzte Strategie. Denn mit der cleveren Verteilung gemischter Programmangebote mehrerer Orbitpositionen lassen sich mühelos flexible Lösungen schaffen. Sie erlauben allen Bewohnern, ausgehend von einer zentralen Empfangsanlage mit mehreren Antennen, Fernsehen aus ihrem Heimat- oder Ursprungsland zu empfangen – ein Feld das bei den großen Kabelanbietern oft nur lückenhaft abgedeckt wird.